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Geschichte Südwest-Irlands 3


Diese Ausführungen hat uns freundlicherweise Herr Elsholz aus Berlin zur Verfügung gestellt.
Er besitzt ein Haus auf Beara, wohnt sehr oft dort und vermietet auch eine Wohnung.
Falls Sie Interesse haben, senden Sie Ihm eine email: r.r.elsholz@t-online.de
Telefonisch oder per Fax erreichen Sie Ihn unter: 030 / 817 84 44

 

Die Situation in der neueren Zeit



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Der große Sprung nach vorn brachte der Eintritt in die EG, bzw. heute EU (1973). Da Irland, und hier insbesondere der Südwesten, zu den unterentwickelten Gebieten zählte, wurden erhebliche Subventionen gezahlt. War es noch zu Noels Vaters Zeiten notwendig, einen Zweit- oder sogar Drittjob zu haben, um die Familie zu ernähren, so könnte heute die Familie mit Hilfe der gezahlten Subventionen sehr knapp vom Ertrag des Hofes leben. Für deutsche Vorstellungen ist dieser Hof sogar recht groß, ca. 40 Hektar, aber davon ist der größte Teil wildes Weideland, das nur einige Rinder ernähren kann.
Neue Straßen wurden gebaut, alte asphaltiert und zum Teil begradigt und erweitert. Die von manchen Reiseführern (auch neueren Datums) erwähnten "Pisten" haben wir noch nicht gefunden, wohl aber kaum noch benutzte Straßen. Elektrische Leitungen wurden in kürzester Zeit zu allen Häusern verlegt, leider auch die äußerst häßlichen und dicken Überland-Telefonkabel, die das Landschaftsbild erheblich stören. Aber Abhilfe ist in Sicht: Wegen der extremen Anfälligkeit der Masten bei Sturm soll in naher Zukunft alles auf Funktelefon umgestellt werden. Insgesamt ist Irland ein Beispiel für gelungene EG-Förderung, ganz im Gegensatz zu einigen anderen Ländern. Irland wird heute als "keltischer Tigerstaat" bezeichnet, ohne überhitzte Konjunktur, wie in den asiatischen "Tigerstaaten".
Der wachsende relative Wohlstand der Landbevölkerung und der Zustrom zentral-europäischer Zweithausbesitzer (auf Beara vor allem Holländer) brachte es aber auch mit sich, daß eine Vielzahl von neuen Häusern gebaut wurde, meist in Eigenbau. Diese Häuser , auch Bungalows genannt, zeichnen sich leider durch extreme Schlichtheit aus und fast alle gleichen einander, wie ein Ei dem anderen, Tür in der Mitte- links ein großes Fenster, rechts ein großes Fenster (war gerade zu der Zeit "Mode"), nach hinten die Küche, und manchmal das ganze Haus, einschließlich Gartenmauer, in den schaurigsten Farben. Nur in der Größe unterscheiden sie sich manchmal. Einige Teile der Landschaft wurden dadurch z.T. erheblich zersiedelt, insbesondere das Tal von Eyries und zum Teil von Allihies. Seit etwa 7 Jahren gelten strengere Bauvorschriften und viele der neueren Häuser sehen wirklich deutlich besser aus, wobei aber auch hier manchmal sehr übertrieben wird, beispielsweise in Kenmare an der Ausfallstraße nach Kilgarvan oder in Killarney. Hier wurden z.B. viele Häuser dem Baustil der Südstaaten der USA nachempfunden. Aber wo ist die Trennung zwischen Kitsch und Kunst?
Ein weiterer wunder Punkt ist der sogn. EG-Zaun. Damit die Bauern für ihre Schafe auch die gewünschten Subventionen bekommen, müssen die Weiden nach EG-Vorschrift eingezäunt sein (genormt!). Für Wanderer ein wirkliches Hindernis. Seit etwa 6 Jahren werden aber auf Beara extra "Leitern" über diese Zäune gebaut, insbesondere entlang der Wanderroute "The Beara Way" und zu den archäologisch interessanten Orten.

Bildungssystem und Industrie

Die Iren sind, mit Recht, stolz auf ihr Bildungssystem, in das viel Geld investiert wurde. Alle Schüler besuchen zuerst eine Grundschule in der Gemeinde, um dann die Sekundarstufe I in einer Gesamtschule in einem größeren Ort, z.B. Castletownbere, zu absolvieren, d.h. fast alle Schüler haben in der Regel den Realschulabschluß mit wenigstens einer Fremdsprache, häufig Deutsch. An einigen Gesamtschulen werden auch Abiturprüfungen abgenommen. Der normale Werdegang der Jugendlichen auf Beara ist der, daß sie nach der Schule ein oder mehrere Jahre nach Cork an eins der Colleges gehen, diese Institute entsprechen etwa unseren Berufsfachschulen und Fachoberschulen. Nur wenige besuchen wirkliche eine Universität, häufig dann in Dublin. Eine Lehrlingsausbildung mit Berufsschule gibt es nur in Ausnahmefällen in den großen Städten. Auf jeden Fall unterstützt der Staat durch Stipendien finanziell die Ausbildung.

Leider (für die Touristen allerdings "Gott sei Dank") gibt es kaum eine Industrie in Kerry, schon gar nicht auf Beara, so daß die meisten Jugendlichen Beara verlassen müssen, es sei denn, sie wollen nur Saisonarbeiten verrichten oder in der Fischereiindustrie arbeiten. Da aber die Familien heute deutlich kleiner sind als früher, brauchen viele von ihnen nicht nach Amerika oder England auszuwandern, sondern bleiben in den Industriegebieten von Irland, vor allem im Bereich Dublin mit seiner Fertigungsindustrie. Trotzdem ist die Familien-mitgliederzahl auf Beara deutlich höher als in Deutschland. Bei einer Hochzeit kommen bei gezielter Auswahl in der Regel rund 200 Personen der Verwandtschaft, bei Beerdigungen manchmal bis zu Tausend. Die schmalen Straßen sind dann entsprechend verstopft.

Während der schulischen Ausbildung lernen die Schüler auch die irische Sprache (Gaelisch) kennen, sie müssen sogar eine gewisse Zeit eine Schule in rein gaelischen Gebieten besuchen. Aber für sie bleibt das Gaelisch doch eine fremde Sprache. Die rein gaelischen Gebiete sind klein ( Gaeltacht), in sehr abgelegenen Gegenden, z.B. auf Dingle oder nordöstlich von Kilgarvan. Trotzdem sind fast alle Ortsschilder und Wegweiser in Irland auch auf Gaelisch beschrieben, was den schnellen Überblick nicht einfacher macht. Sind Sie in rein gaelischen Gebieten, so sind die Wegweiser nur auf Gaelisch, das Rätselraten für den Touristen kann beginnen.


Hier einige wenige Wortfetzen in Gaelisch:

failte willkommen
slainte prost
Vorsilbe Kil- Kirche z.B. Kilgarvan, Kilcatherine, Killarney u.s.w.
Vorsilbe Ball Ort/ Stadt z.B. Ballycrovane, Ballyvourney u.s.w.
Illaunbweeheen Die Insel, die im Sommer gelb bewachsen ist (würde aber auch kein Ire auf Beara verstehen)

 



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